Unter Brüdern V

»Reden wir über Geld.«

»Reden wir über Geld.«

»Du fängst an.«

»Ich denke nicht dran.«

»Du lügst.«

»Das ist wahr. Ich muss immer dran denken: da liegt der Fehler.«

»Das glaube ich dir.«

»Wie leichtgläubig.«

»Nicht unbedingt.«

»Sieh hin: über deinem Wohlstand wird sich die elegante Kurve meines Elends erheben.«

»Du baust zu viel.«

»Und du zu gut.«

»Wieviel brauchst du?«

»Woher soll ich das wissen? Nenne mir eine Summe: Sie ist zu niedrig. Nenne mir eine Summe: Sie ist zu hoch. Nenne deinen Preis und ich werde nicht zahlen. Und jetzt: Nenne meinen Preis und ich komme auf allen Vieren gekrochen.«

»Ich könnte dich bezahlen, dass du dich erhebst.«

»Ausgeschlossen. Ich brauche viel.«

»Ich gebe dir alles.«

»So etwas sagte ich.«

»Ich gebe aus freien Stücken.«

»Dir wird nichts weiter übrigbleiben.«

»Mir wird mehr bleiben, als dir lieb ist.«

»Das kommt dir so vor.«

»Es wäre mir lieb, wenn du jetzt gehst.«

»Das wirst du bereuen.«

»Nicht, solange du da bist.«

»Ich bin der eine.«

»Ich der andere.«

»Ich komme zuerst.«

»Und du gehst zuerst.«

»Du hast das Nachsehen.«

»Ich sehe mich vor.«

»Ich sehs dir nach. «

»Dann sieh auch hinter dich.«

»Du stehst vor mir.«

»Nicht nur. Ich bin hinter dir her.«

»Komm mir nicht zu nah.«

»Du zahlst den Preis.«

»Damit halte ich dich auf Abstand.«

»Das denkst du. Ich bin dir immer zu nah. Ich war es schon, als du von mir noch nichts wusstest. Als du dich sicher fühltest, da schlich ich mich ein. Ich war das Gefühl, das dich bettete: Dafür musst du bezahlen. Habe ich meine Sache nicht gut gemacht? Als ich heraustrat aus deinem Schatten, als ich ein anderer wurde, wurde ich da nicht dein anderer? Bin ich nicht kein anderer als dein anderer? Ja, ich bin hinter dir her. Aber nur, weil du mich hinter dir herziehst. Siehst du die Leine, an der du reißt? Merkst du, wie sie mich jedesmal enger fesselt? Sie mir die Freiheit raubt, dich zu vergessen? Sie mich von Mal zu Mal aufmerksamer auf jede deiner Bewegungen macht? Meinst du, ich kann vergessen, was ich erleide? Ich töte dich nicht – du hast dich in mir getötet vor langer Zeit. Ich war dein Handlanger. Du schickst mir andere nach: Gut, so sind sie verwendet. Du zahlst, um nicht zu bezahlen: das zählt nicht.«

»Ich kaufe mir Aufschub.«

»Aber der Aufschub, das bin ich. Wo denkst du hin? Glaubst du, ich will dir an die Gurgel? Ich will über dich hinaus, das ist wahr. Du bist mir im Weg. Aber nur, weil du mich auf den Weg gebracht hast. Ohne mich wärst du längst über jedes Ziel hinaus.«

»Ich stünde nicht hier, das ist wahr.«

»Das ist nicht wahr, das ist das Defizit, das uns verbindet. Gib mich frei.«

»Und ich fliege davon. Das könnte dir so passen.«

»Du bist feige.«

»Und du der Grund.«

»Das gilt nicht.«

»Aber es stimmt.«